5 Fragen an Alexander Bretz, Professor für Creative Business Management an der BSP Business and Law School

Sie beschäftigen sich intensiv mit den Einflüssen und Wechselwirkungen von Innovationen auf den Kreativprozess in Kultur- und Kreativunternehmen und haben zum Thema Fremdfinanzierung in den Kreativbranchen am Beispiel der Berliner Modeszene promoviert. Worin begründet sich Ihr ganz persönliches Interesse für dieses Feld?

In der Schule hatte ich einen Kunstlehrer, der „richtiger Künstler“ war. Der stammte aus Köln und konnte aus dem Gedächtnis die Hauptfassade des Kölner Doms mit Kreide an die Tafel zeichnen. Und er stellte uns nicht nur Malerei vor, sondern auch Architektur und Design, insbesondere das Bauhaus und seine Ideen. Ich glaube, dass er „schuld“ ist an meiner Ausrichtung auf Design, Mode, und Architektur. Und da ich an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg promoviert habe, habe ich auch dort hinter die Kulissen schauen können und auch viele Freunde in diesen Feldern gewonnen.

In ihrer Lehre und Forschung vollziehen Sie den Spagat zwischen rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Themen in Verbindung mit der Kreativwirtschaft, -insbesondere Mode und Musik, Architektur und Theater. Welchen Impact wollen Sie bei den Studierenden erzielen?

Vor allem hoffe ich, die Neugier auf das andere und die anderen zu entfachen. Ich bin manchmal erstaunt, wie wenig Kreativdisziplinen voneinander wissen, auch wenn sie direkt und viel miteinander zu tun haben. Man kann nicht nur „synästhetisch“ im Künstlerischen zusammenarbeiten, sondern auch viel in anderen Bereichen — und davon lernen. Beispielsweise gibt es im Film ziemlich viel praktische Erfahrung und Forschung zum Thema Finanzierung. Warum also nicht dieses Potenzial auch für andere Kreativbranchen erschließen? Projektbasiert sind ja fast alle, und auf die Unterschiede kommt man dann meistens recht schnell von alleine.

An wen richtet sich das Masterangebot? Wie sieht denn der idealtypische Creative Business Management Masterstudierende aus?

Wichtig ist eine Begeisterung für kreatives Tun und Wirken und die bereits erwähnte Neugier, etwas über die Beziehung zwischen Kreativität und Wirtschaft herausfinden zu wollen. Die inhaltlichen Voraussetzungen – also was jemand vorher studiert hat – sind eigentlich nicht so wichtig. Und es spielt auch eigentlich keine Rolle, wohin der Lebensweg dann anschließend führen soll oder tatsächlich führt. Wer Kreativität in Menschen als wichtigste Triebfeder kennt und einschätzen kann, kann in jedem Unternehmen das Ruder in die Hand nehmen, ob groß, ob klein, ob selbst Kreativunternehmen oder nicht: Wir wollen sozusagen die Kreativ-Kapitänen der Zukunft ausbilden.

Welche Rolle kommt der Kreativwirtschaft gerade in der jetzigen Situation zu und welches sind die dringendsten Themen, die es aktuell zu lösen gibt?

Wir stehen vor völlig neuen, unbekannten und unvorhergesehenen Herausforderungen, nicht nur Umwelt und Klimawandel, sondern auch die sozialen Veränderungen unserer Gesellschaft. Da ist es besser, Leute zu haben, die neue Wege finden können und die auch mit der Einführung und Anwendung von neuen Lösungen umgehen können. Dafür braucht es Leute, die nicht nur auf Flüssen fahren können, sondern sich auch mal unbekannte Gewässer begeben: Kreativ-Kapitänen eben. Die können nicht nur Kreativ oder Kapitän:, sondern beides, und das besser.

Wie sehen Ihre persönlichen längerfristigen Ziele in Zusammenhang mit der BSP und der Fakultät Creative Business aus? Welche Projekte möchten Sie in den kommenden Jahren gerne umsetzen?

Zusammen mit meinen tollen Kollegen möchte ich vor allem offen sein für die Ideen der angehenden Kreativ-Kapitäne, die ihr Studium von Anfang an selber steuern sollen. Wir Lehrende stehen da nur daneben und erklären mal ein Instrument, eine spezielle Technik, reichen mal die Seekarte – oder heute lieber erst mal das Navi, zumindest solange es nicht ausfällt. Und alle gemeinsam an Bord sollten dann auch die gemeinsamen Projekte angehen und meistern. Ist ja schließlich auch ein Master-Studiengang. Wobei ich mir da längerfristige Zusammenarbeiten mit Unternehmen und Institutionen gut vorstellen kann und auch den einen oder anderen Vorschlag dazu machen, die eine oder andere Verbindung herstellen kann.